Wo gehen die Helden und Ikonen hin, wenn die Abenteuer bestanden sind, wie verbringen glücklich Liebende den Rest einer Ewigkeit und was passiert, wenn die großen Figuren aus Literatur und Film von der Bühne treten.
„Wa(h)rteraum“ ist eine eigene fiktive Welt, in der diese Figuren existieren und darauf warten, dass sie abgerufen werden, um in ihre Rolle zu schlüpfen. Aber wenn sie nicht gerade gelesen oder auf einem Bildschirm verfolgt werden, warten sie in einer Zwischenwelt. Sie leben dort, lieben sich, streiten sich und führen ein ganz normales Leben jenseits ihrer Geschichten. Überraschende Konstellationen entstehen, der Alltag regiert. Es ist jedoch nicht der Alltag, wie er zu erwarten wäre. Märchenfiguren, Filmikonen, Romanhelden teilen sich diesen einen Ort. Sie betanzen ihn, besingen ihn, performen sich in seine Nischen und entspringen seinen Weiten. Die Blickachsen wechseln, folgen dem Geschehen, verschieben die Erwartungen und entrücken die Realität. Auf der Abstraktionsebene, welche vor allem sinnlich erschlossen wird, kommt es zu scheinbar unmöglichen Begegnungen. Die bekannten Rollenmuster der populären Helden werden fallen gelassen. Die Masken werden abgelegt, sobald das Scheinwerferlicht der äußeren Welt erlischt, im Inneren dagegen brodeln Konflikte. Es kommt zu einer Emanzipation, zur Befreiung der Charaktere. Ausbruch aus dem einst vorproduzierten, festgeschriebenen Wesen äußert sich in einer turbulenten Mischung aus expressiven Emotionen und stillen, ernüchternden Momenten.
Als Spielort dient das Maschinenhaus Essen sowie das umliegende Gelände.
Die gebürtige Essenerin Jelena Ivanovic ist ausgebildete Tänzerin und Choreographin. Sie erhielt ihre Tanzsaubildung am Tanzgymnasium Essen-Werden, an der Hochschulen für Darstellende Künste in Frankfurt und an der Hochschule in Arnheim (NL).
2000 erhielt sie den Nachwuchspreis für junge Tänzer der Kunststiftung NRW mit einem 4 monatigen Aufenthalt in N.Y. Nach verschiedenen Engagements als Tänzerin an Stadt- und Staatstheatern (u.a. Essen, Brauschweig, Frankfurt, Rostock, Gelsenkichen, Dresden) gründete sie 2005 ihre eigene Company: Ivanovic-Clan. Seither hat sie mehrere abendfüllende Tanzproduktionen choreographiert und ihre Stücke wurden auf internationalen Tanzfestivals in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Kroatien, Tschechien und Ungarn gezeigt. Seit 9 Jahren leitet sie zusammen mit Sabina Stücker das Festival für zeitgenössischen Tanz „638 Kilo Tanz“ sowie die Künstlervernetzung und Weiterbildungsreihe „638 Schritte Tanz“.
Bildnachweis: Karina Ter-Ovanesova