It’s so sad the giraffe is dead

Lisa Domin

Das Maschinenhaus Essen schreibt genreübergreifend jede Spielzeit das Carl Stipendium aus. Mit diesem Stipendium soll ein experimentelles Entwickeln neuer künstlerischer Formen ermöglicht werden.

Für die Spielzeit 2015/16 wurde das Carl Stipendium zur Entwicklung und Inszenierung eines Theater- oder Film- oder Performance-Projekts mit originärer Live-Musik ausgeschrieben. Aus über 40 Bewerbungen hat die Jury (Johanna Knott, Eckard Koltermann, Matthias Flake und Frank Schulz) nach spannender und inspirierender Sichtung ausnahmsweise für zwei Stipendiaten entschieden: Lisa Domin (Dortmund) und Florian Walter (Essen).

Unterstützt wird das Carl Stipendium vom Kulturbüro der Stadt Essen.

 


 

It’s so sad the giraffe is dead

von Lisa Domin (Künstlerin) und Ralf Tibor Stemmer (Musiker) und Zofia Bartoszewicz (Musiker)
Filmvorführung mit Improvisation von E-Gitarre und Stimme


Auf der Suche nach einem apolitischen Ort in Kairo, entstehen 2012 die 16mm-Filmaufnahmen im Giza Zoo. Es ist Ferienstimmung, Picknicks überall. Der Zoo dient als Naherholungsgebiet für große Teile der Bevölkerung. Es taucht eine rätselhafte Geschichte auf über den Selbstmord der letzten Giraffe des Zoos. Die Tiere scheinen einem sehr hohen Stressfaktor während der Proteste ausgesetzt gewesen zu sein, da der Zoo mitten in der Innenstadt liegt und die Geräuschkulisse und die Tränengaswolken eine enorme Belastung darstellen. Durch den Stress kommt es zu untypischem Verhalten der Tiere; so scheint auch der Selbstmord durch Strangulation der Giraffe möglicherweise zu erklären zu sein. Aber können Tiere überhaupt Selbstmord begehen?

Die Todesfälle im Zoo sind während der Revolution Headliner aller großen Zeitungen in der Stadt. Es wird sogar weltweit darüber berichtet. 
Der ausgeprägte schwarze Humor der Kairoer ist beeindruckend. So erscheint es folgerichtig 
It’s so sad the giraffe is dead zur Aufführung zu bringen.

www.lisadomin.com

Foto: Giza Zoo Kairo
Bildnachweis: Filmstill Lisa Domin