FESTLAND

Doch die Winde wehn…

Das dritte Album von FESTLAND
ZZ 2041 / C + P ZickZack, 2016

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Es ist ein seltsames Festland, an das das Trio aus Essen seinen Hörer mitnimmt. Eines, bei dem man den sicheren Boden unter den Füßen erst suchen muss. Popmusik ja, aber eine ohne Klischees und Vorhersehbarkeit.

Auch auf ihrem dritten Album präsentieren FESTLAND reinsten, deutschen Intelligenzpop, in dem die Ideen und Verfahrensweisen der elektronischen Musik – Sampling und Loops – eine wesentliche Basis bilden, weil zwei der Mitglieder genau hier ihre musikalischen Wurzeln haben. Auch »doch die Winde wehn…« hat diesen ureigenen FESTLAND-Sound, obwohl sich das Trio diesmal weitgehend auf akustisches Instrumentarium beschränkt. Die Idee dazu entstand bei intimen Unplugged-Konzerten. Das Überraschende: Trotz der Akustik-Besetzung kommt kein Lagerfeuer-Sound auf, nirgends Folk-Spuren.

Die Texte der elf Songs stammen weitgehend von dem 2012 verstorbenen Maler Fabian Weinecke, der schon auf den beiden Vorgänger-Alben für die Lyrics und Covergestaltung verantwortlich war. Auch das Artwork von »doch die Winde wehn…« basiert wieder auf seinen Zeichnungen. Neben den Texten von Weinecke vertonen FESTLAND in »Kuehler Grund« einen des deutschen Romantikers Joseph von Eichendorff und »Schaufensterpuppen« ist eine Coverversion des Kraftwerk-Klassikers. Mit diesen beiden Songs stecken die drei Mittvierziger von FESTLAND den musikalischen und atmosphärischen Kosmos ab, in dem sich die Band bewegt.

Mit ihrem dritten Album denken FESTLAND ihr musikalisches Konzept konsequent weiter: Eine akustische Popmusik, die mit ihrer eigenartigen Mehrdeutigkeit, die aus scheinbarer Naivität und unangestrengten Einfachheit hervorblüht der deutschen Poplandschaft eine unvergleichliche Farbe hinzufügt. Sie vereinen Kraftwerk und die besten Momente des Diskurspop, geben eine Prise Franz Schubert hinzu und runden mit einer Erinnerung an die frühe Neue Deutsche Welle ab – und bleiben doch immer: FESTLAND, die Meister der höflichen Irritation.

Bildnachweis: Bo Otter