Tanztheater im Maschinenhaus Essen
Heute scheint es wichtiger denn je, das ideale, das perfekte Leben zu führen. Ein Blick in die sozialen Medien zeigt, dass sich jeder so makellos wie möglich darstellen möchte. Im Zweifel helfen Bildbearbeitungsprogramme. Zwischen dem Realen und dem Idealen klaffen dabei tiefe Gräben. An genau diesem Punkt setzt das Tanztheater-Projekt „Stück für drei Tänzer“ an. Die Choreografin und Regisseurin Foteini Papadopoulou schaut ganz bewusst auf Fehler, Makel und Sündhaftes, um diese Aspekte des Lebens im Rahmen ihrer Produktion am 27., 28. und 29. Oktober auf die Bühne des Maschinenhaus Essen zu bringen. Sie entwickelt das Projekt u.a. im Rahmen ihrer zweiwöchigen Residenz im Maschinenhaus.
„Mich interessiert vor allem der Gegensatz zwischen dem, was der Mensch anstrebt und dem, was er tatsächlich erreicht“, so die Choreografin. Mit Hilfe von Bewegung, Sprache und Klängen setzt sie sich gemeinsam mit ihrem interdisziplinären Team – bestehend aus Tänzern, einem Komponisten und einer Gestalterin – mit dem Thema auseinander. Spielerisch, neugierig, schräg und humorvoll nähern sich die Künstler der Frage, wie man mit Makeln umgeht. „Das ist natürlich immer eine sehr individuelle Art“, so Papadopoulou. „Von liebevoll akzeptierend über vermeidend, vertuschend oder herunterspielend ist alles dabei.“ Das Projekt spielt bewusst auch mit dem Aspekt der Erwartungen. Im Mittelpunkt stehen nicht nur die menschlichen Fehler, es geht auch um die Reflektion von Regelwerken der beteiligten künstlerischen Disziplinen. Z.B. Regelwerke verschiedener Tanztechniken und Stilrichtungen, die vorschreiben, wie bestimmte Bewegungsabläufe auszusehen haben. „Wir begehen die Sünde, es eben nicht regelkonform umzusetzen.“ Dabei möchte das Team beobachten, wie sich das, was im ursprünglichen Kontext als Fehler gilt, in anderen Kontexten auswirkt. Auch Haushaltstipps für Frauen aus den 50er und 60er Jahren stehen im Fokus der Künstler.
Ergänzt wird die Performance durch eine Fotoausstellung passend zum Thema. Sie findet im Maschinenhaus Foyer statt und öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn der Vorstellungen.
Foteini Papadopoulou, geboren 1986, ist Choreografin, Regisseurin und freischaffende Bewegungsforscherin. Nach ihrem Hauptstudium Tanz an der Folkwang Universität der Künste studierte sie dort im M.A.-Studiengang Tanzkomposition mit dem Schwerpunkt Bewegungsnotation/-analyse. „Stück für drei Tänzer“ ist ihr drittes eigenes Projekt. Ihr erstes abendfüllendes Werk, das Tanztheaterstück „WörterKörper“ (U.A. 2011) setzte sich mit der Körperlichkeit von Wörtern und Worten auseinander. Ihre zweite Produktion, die multimediale Tanzperformance „as far as abstract objects“ (U.A. 2014) suchte Antworten auf die Frage: „Was siehst du, wenn du Bewegung betrachtest?“
Lukas Tobiassen ist als Komponist im Bereich der instrumentalen sowie elektronischen/algorithmischen Komposition tätig. Er studiert am Institut für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM) der Folkwang Universität der Künste und ist Mitgründer des „Ensemble CRUSH“.
Valentina Boneva ist als interdisziplinäre Szenografin tätig: sie inszeniert immersive (Bühnen-)Räume u.a. mit Hilfe von Licht und (kinetischen) Skulpturen. Sie arbeitet hauptberuflich bei „Meiré und Meiré” (Köln) und gehört zu den Gründern des Collectives „MEGAH3RTZ” und des Grafikstudios „ZWEI”.
Ein Projekt von Foteini Papadopoulou in Kooperation mit dem Maschinenhaus Essen.
Mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Computermusik und Elektronische Medien der Folkwang Universität der Künste
Bilnachweis: Foteini Papadopoulouv